Hier hatte ich schon einmal vom Leben auf dem Lande während meiner Kindheit berichtet. Nachdem meine Eltern Mitte der 60er Jahre ihre Viehwirtschaft aufgegeben hatten, wurde der Stall zu Garagen und der Heuboden und Getreidespeicher zu Wohnungen, die vermietet wurden, umgebaut. Der Hühnergarten musste einem Wäschetrockenplatz weichen. Nur im ehemaligen Hühnerhaus durfte noch ein paar Mal ein Ferkel Einzug halten. Dunkel kann ich mich noch erinnern, dass mein Bruder und ich abwechselnd mit der Fütterung beauftragt wurden. Wenn ich mich recht entsinne, haben wir oft kleine gekochte Kartoffeln, Kleie und etwas Wasser mit den Händen zu einem Brei zermatscht. Ich glaube Dioxin-Gefahr bestand damals keine.
So gern ich das kleine Ferkel hatte, auf den Schlachttag haben wir uns alle immer gefreut. Was für ein befriedigendes Gefühl war es doch damals, wenn das zerlegte Fleisch, Schinkenwurst in Dosen, geräucherter Schinken, Grieben- und Leberwürste wieder vom Schlachter zu uns kamen, denn einen Einkauf in der Metzgerei konnten sich meine Eltern damals nur selten leisten.
Besonders beliebt bei uns in der Familie war die Griebenwurst. Meine Mutter erklärte mir, dass die Bezeichnung für die Griebenwurst von den vielen Speckstücken in der Wurst komme, die ausgelassen als Grieben bezeichnet werden. Ob das stimmt, konnte ich nicht befriedigend recherchieren. Die frische Griebenwurst wurde gerne gekocht und zusammen mit Sauerkraut und Kartoffelbrei gegessen. Die getrocknete, geräucherte Version der Griebenwurst wird bei uns als Schwarzwurst bezeichnet und darf in einem schwäbischen Wurstsalat nicht fehlen. Ich habe sie heute nach einer Anregung aus der "Lust auf Genuss" (Ausgabe 4/2009) verwendet.
Zutaten:
Schwarzwurst bzw. geräucherte Blutwurst
Apfel
mehlig kochende Kartoffel (sehr groß)
Die Haut von der Wurst entfernen und die Wurst in Scheiben schneiden, Apfel schälen und in kleine Stücke schneiden, Kartoffeln ebenfalls schälen, halbieren und von der Mitte her hauchdünne Scheiben schneiden. Diese auf die Breite der Schwarzwurst zuschneiden. Apfelstücken auf die Schwarzwurst legen, dann 1 Kartoffelscheibe darauf geben und unterschlagen. Eine zweite Kartoffelscheibe quer dazu auflegen, ebenfalls unterschlagen. Die Blutwurstpäckchen von allen Seiten in heißem Öl backen, bis die Kartoffeln gar sind.
Im Rezept steht, dass die Päckchen durch die Kartoffelstärke sehr gut zusammenhalten und mit der Schnittstelle zuerst gebacken werden sollen. Das hat bei mir überhaupt nicht funktioniert, bei dem Versuch die Kartoffelscheiben zusammenzuhalten, habe ich mir lediglich die Finger verbrannt. Ich habe dann die Schnittstellen mit Zahnstocker fixiert und die Päckchen erst auf allen anderen Seiten gebraten, dann die Zahnstocker entfernt und auf der Seite mit der Schnittstelle fertiggebraten. Das hat dann doch ganz zufriedenstellend geklappt. Beim nächsten Mal würde ich die Kartoffelscheiben kurz kochen, dann sind sie bestimmt leichter zu handhaben.